BiograFie der Namensgeberin Aline Mayrisch

Aline de Saint Hubert, die spätere Ehefrau des Stahlindustriellen Emile Mayrisch, wurde am 22. August 1874 in Luxemburg geboren. Im Alter von 20 Jahren begann sie sich für politische, intellektuelle, diplomatische und juristische Themen zu interessieren und sie wurde Förderin der belgischen Wochenzeitschrift „Pan”, die sich diesen Themen widmete. Wenig später beginnt ihre Zusammenarbeit mit dem belgischen Anwalt, Schriftsteller und Kunstkritiker Octave Maus, dem Gründer der Wochenzeitung „L’Art Moderne“. So tauchte sie ein in die Welt avantgardistischer Ideen und Vorstellungen und entwickelte eine wachsende Leidenschaft für Kunst und Literatur. Gemeinsam mit Künstlern wie Edmond Picard und Emile Verhaeren setzte sie sich für eine kompromisslose Kunst ein. In der Folge veröffentlichte sie Artikel über mehrere deutsche Maler und verfasste Literaturkritiken. Ihre wohl bekannteste Veröffentlichung ist der Artikel über André Gides Werk „L’Immoraliste“.

Als Mittlerin zwischen der französischen und der deutschen Kulturwelt war sie ab 1917 Gastgeberin der Versammlungen des “Comité franco-allemand” in ihrem Schloss in Colpach. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen häuften sich die Zusammenkünfte. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Pollitik, Wirtschaft, Literatur und Kunst waren zu Gast in Colpach. Aline Mayrisch pflegte einen regen Briefaustausch mit zahlreichen Künstlern und Intellektuellen jener Epoche, darunter so bekannte Namen wie André Gide, Jean Schlumberger, Jacques Rivière, Henri Michaux, Marie und Théo van Rysselberghe, Marie Delcourt, Alexis Curvers, Annette Kolb, Gertrude Eysoldt, Ernst Robert Curtius und Bernhard Groethuysen. Aline Mayrisch veröffentlichte auch Artikel in der “Nouvelle Revue Française”, darunter einen über Rainer Maria Rilke, der dessen Bekanntheitsgrad in Frankreich merklich steigerte.

Aber nicht nur auf kultureller Ebene war Aline Mayrisch aktiv, schon sehr früh engagierte sie sich auch im sozialen Bereich. Auf ihre Initiative hin wurde 1906 die ‚,l’Association pour les Intérêts de la Femme“ gegründet, die notleidenden Frauen half und die schulische Ausbildung junger Mädchen förderte. Aline Mayrisch unterstützte maßgeblich die Gründung des Lycée des Jeunes Filles in Luxemburg Stadt, das heutige Lycée Robert Schuman. Aline Mayrisch engagierte sich in der „Ligue contre la Tuberculose“, unterstützte „La Anticancéreuse“, Vorsorgeeinrichtungen für Babys und Kleinkinder und die erste Kindertagesstätte in Esch-sur-Alzette. Nicht zuletzt war Aline Mayrisch Vize-Präsidentin und später Präsidentin des luxemburgischen Roten Kreuzes und erhielt dafür von Großherzogin Charlotte das Ehrenkreuz, eine der höchsten Auszeichnungen im Großherzogtum.

Aline Mayrisch starb am 20. Januar 1947 auf ihrem Anwesen in Cabris, Frankreich. Sie vermachte dem luxemburgischen Roten Kreuz Schloss Colpach, das in ein Erholungs- und Genesungszentrum für alle Bevölkerungsschichten umgewandelt wurde.

Aline Mayrisch und das Leitbild unserer Schule

Es ist also kein Zufall, dass unsere Schule nach dieser literarisch und künstlerisch gelehrten Frau und großen Mäzenin benannt wurde. Ganz im Sinne Aline Mayrischs ist das LAML ein Ort der Zusammenkunft, der Debatten und des Austausches. Zwischen ihrem herausragenden kulturellen und sozialen Engagement und unserem schulischen Konzept gibt es zahlreiche Parallelen. Schon unser Motto „donner aux élèves qui nous sont confiés, à la fois des racines et des ailes“ (Den Jugendlichen, die uns anvertraut sind, Wurzeln und Flügel verleihen) verweist auf den engen Bezug zwischen dem LAML und seiner Namensgeberin. Der rege Austausch und die freundschaftlichen Kontakte, die Aline Mayrisch mit den Intellektuellen ihrer Zeit unterhielt, haben die deutsch-französische Freundschaft beflügelt. Sie lassen sich mit dem Verhältnis zwischen Schülern, Lehrern und Eltern vergleichen. Unter diesen Gesichtspunkten müssen die Verantwortlichkeiten, die den einzelnen Schulpartnern zukommen, überdacht und neu definiert werden. Unser pädagogische Ansatz zielt darauf ab, den Schüler zum autonomen und selbstverantwortlichen Gestalter seines Lernprozesses herauszubilden und ihm Werte, Fachwissen und Transferkompetenzen zu vermitteln.

Das Lycée Aline Mayrisch ist ein Ort der intellektuellen, aber auch der sozialen Bildung. Ganz im Geiste Aline Mayrischs ist soziales Engagement eines der Schlüsselelemente unserer Schule. Damit das Miteinander innerhalb der Schulgemeinschaft wachsen kann, ist es wichtig, dass die Schüler Werte wie Respekt, Toleranz, Engagement, Einanderzuhören und Chancengleichheit lernen, die unentbehrlich in unserer heutigen Welt sind. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte (GIN, Solidaritätsprojekt, Solidaritätstag…) versucht unsere Schule das Interesse der Schüler für die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit zu wecken, sie zu sensibiliseren und sie zu verantwortungsvollen jungen Menschen zu erziehen.

Seit 2013 werden Schüler des Lycée Aline Mayrisch für hervorragendes Engagement mit dem Prix Aline Mayrisch ausgezeichnet.

Ergänzende Literatur (FR) – (Artikel von Herrn Franck Colotte – Professor für Französisch und Latein am Lycée Aline Mayrisch).

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